Biografie

1984

Die erste Meinungsbekundung zu Rapmusik fiel beim hören eines Rapsongs im Radio Anfang der 80er-Jahre mit der Feststellung:"Wie blöde, die singen ja gar nicht, die reden ja nur...". Die erste echte Berührung mit Hip Hop geschah dann in der Breakdance-Welle von `84. Durch die frühkindliche Berührung mit der Soul und Funkmusik der 70er-Jahre konnte der frühpubertierenden Oberlippenflaumträger nicht viel mit der eher synthetischen Pop- und Chartmusik der 80er-Jahre anfangen. Die Musik von Grandmaster Flash, Melle Mel, Spoonie Gee u.v.a. rettete ihn darüber hiweg. Ein Glück - denn in der Grenzstadt Nordhorn empfing man "Radio Nederlands" - da spielten sie diese neumodische "Hip Hop Musik".

1987/88: Mit schuhschrankgroßem Gettoblaster zog man durch die dörfliche Innenstadt, löffelte Fruchtjoghurt, trank gesundheitsbewusst Fruchtsäfte dazu und paffte(!) dekadent dicke Zigarren - um bloß anders zu sein als all diese automatenkippensaugenden Pickelgesichter die sich "Altersgenossen" nannten. Die rauen Töne von Bands wie RUN DMC, Public Enemy, Beastie Boys, Ultramagnetic Mc`s, Stetsasonic und Boogie Down Productions hallten bassig durch die spießigen Gassen. Die Einzigen die nicht meckerten waren die Dorfpunks und Althippies. Die fanden`s cool. Da lernte man schnell wer die netten Menschen sind.

1989

Zu simplen Rhythmusmustern Gedichte aufsagen? Das konnte man auch! So wurden 2 performant eher ungeeignete aber knapp bezahlbare Plattenspieler (einer tut`s noch heute!) und ein "Restposten-Keyboard" angeschafft und zunächst auf (Schul)englisch gerappt. Die erste RAP-Combo in der Stadt Nordhorn war geboren: C.O.P.S (Commitee operating for political and social...?). Bis heute ist gänzlich unbekannt was das eigentlich heißen sollte. So ganz klar war das früher schon nicht aber es klang intelligent, gebildet und revolutionär. Leider erwies sich das Equipment als Fehlkauf auf Raten - Geld entscheidet eben von Anfang an über Karriereoptionen. So verschwamm C.O.P.S. langsam im Nebel monetärer Illusionen. Das Geld für taugliches Equipment fehlte einfach an allen Ecken und Kanten. Man war eben doch nur ein gesetzestreues Arbeiterkind.
Dann rief der Staat zur Wehrpflicht.

1994

Mit Sack über der Schulter und obdachlos gings nach dem lehrarmen Wehrdienst zurück nach Nordhorn. Mittlerweile gab es dort mehrere Rapper, DJs und Produzenten. Man traf sich, gründete die Band "Noh-School-Crew" und bestritt einige Live-Auftritte. Die "Noh-School-Crew" war für die damalige Zeit ein Großereignis: 6 Rapper und 2 Djs plus sämtlichem Anhang. Auf der Bühne war es zeitweise gefühlt voller als im Publikum, aber das rockte! Man hätte wahrscheinlich mehr Geld verdient, hätte man sich als Publikum buchen lassen anstatt als Band. Da war der Bedarf größer. 1996 veröffentlichte die "Noh-School-Crew" ein sehr sauber produziertes Demo. Kurz danach teilte sie sich auf und war Geschichte.

The golden era

Die 90er Jahre waren aus Hip Hop-Sicht grundlegend, wegweisend und kreativ. Man traf sich aus sämtlichen Teilen der Republik und der Welt auf "familiären Hip Hop Jams" und zelebrierte die Verschmelzung verschiedener Kunstrichtungen im Schmelztiegel der Hip Hop-Kultur. Graffitie-Wände (Hall of Fames) draussen, die Breakdancer (B-Boys & B-Girls) zeigten im Kreis des Publikums ihre Akrobatik bis zur Schwindelextase, DJs drehten die Plattenteller mit allen verfügbaren Extremitäten in sämtliche Richtungen und MCs rappten open minded am open Mic. Jeder war willkommen, konnte sich ausprobieren, seine Styles zeigen und man teilte sich die Bühnen und Backstageräume mit Künstlern wie Too Strong, Die coolen Säue, MC Rene, Massive Töne, Fettes Brot u.v.a.

1998

Es erscheint das erste Solo-Demotape "Sonate der Po-Karte" vom "kleinen Mann". Er gewann den "Niedersächsischen Textwettbewerb" mit seiner lebenssatirischen Hymne: "Worte die das Leben schrieb". Es entstanden gute Kontakte und Plattenverträge kamen in Reichweite (u. a. auf Empfehlung von Curse, der das Demotape in die Finger bekam).

Doch die "Worte die das Leben schrieb" waren keine Fantasie, sie waren prophetische Voraussagen: Die höheren Sphären morphogenetischer Schicksalsmanifestationen rissen Brücken ab, platzierten Steine auf sämtliche Umleitungsrouten und obendrein crashte noch eine Festplatte mit fast 2 Jahren Musikproduktion. Alles weg.

Der kleine Mann steckte kurz die Musikleidenschaft zurück und konzentrierte sich auf eine berufliche Umschulung. Irgendwoher musste ja auch Geld kommen...und die Ideen für den späteren Track "Flopjobs".

2001

Das erste Solo-Demo "Sonate der Po-Karte" drehte jedoch einen unerwarteten Wegweiser um, und dieser wies plötzlich in eine ganz neue Richtung. Das kleine Label "Kabookie-Records" aus dem Rheinland hatte Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. So erfolgte nach erfolgreicher Umschulung der Umzug ins Rheinland zur Kollaboration mit dortigen Musikern und Produzenten.

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Plötzlich ein Anruf aus München vom alten Nordhorner Weggefährten M. Meyer: "Junge ich komm vorbei und bringe professionelles Kameraequipment mit. Wir drehen ein Video mit allem Piepapo. Das wird fernsehtaugliches High-End-Material. Dann läufst Du in der Glotze auf Viva-Rotation Junge!!! Wochenende bin ich da und dann - schnabbediebap - drehn wir ab! Überleg Dir welchen Song Du machen willst! Ciao." *klick*
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Randnotiz: Youtube und Smartphones gab es noch nicht. Handy und Filmkamera waren damals noch 2 völlig verschiedene Endgeräte. Kameras mit denen man telefonieren konnte waren noch völlig unerschwinglich für den Normaltelefonierenden. So wurde also das Hardcore-Rap-Video "Frontbericht" kurzerhand an 2 krassen aber superlustigen Tagen abgedreht. Ca. 20 Halbbekloppte sprangen in Tarnklamotten durch die Walachei, versuchten ernste Gesichter zu machen ohne zu lachen und taten so als wären sie furchtbar hart.

Doch wie war das noch mal mit den "Worten die das Leben schrieb"?
Statt auf "TV-Kanäle" verschwand das Videomaterial in "dubiosen Kanälen" und blieb jahrelang verschollen. Erst 2010 tauchte eine alte beschädigte VHS-Kassette mit einigem Rohmaterial auf und es wurde das bestmögliche daraus zusammengeschnitten.

Ebenfalls im Jahr 2001 entstand das zweite Demo als "Brotloses Demo". Der kleine Mann hing viel in Jazz- und Bluesclubs herum, studierte dort "echte Musik" und knüpfte Bekanntschaften mit Musikern verschiedener Stilrichtungen.

2004

Um die Zeit begann die Arbeit mit Instrumentalisten. Die Produktion schleppte sich dahin und lag lange "auf Eis". Die unbeschwerte Jugendzeit war vorbei und viele Beteiligte hatten berufliche Verpflichtungen, gründeten Familien oder montierten ihre musikalischen Zielfahnen ab. Zudem hatte die vollzeitliche Berufstätigkeit Priorität. Nichtsdestotrotz machte es zwischendurch immer wieder Spaß die eine oder andere Bühne zu rocken und verschiedene Stile auszuprobieren.

2008 veröffentlichte "Der kleine Mann" unabhängig von der Zusammenarbeit mit den Instrumentalisten das Demo "Finest old Stuff". Darauf ist u.a. die restaurierte Version seiner Schicksalshymne "Worte die das Leben schrieb" zu hören, inklusive dem 1998 eigens dafür aufgenommenen Saxofonsolo des legendären Ralf Nowy (R.I.P).

2009

Trotz des ehrgeizigen Strebens im Erwerbsleben blieb nicht nur die Arbeitszeit regelmäßig, sondern auch die Rechnungen und Mahnungen im Briefkasten. Die Demo-EP "Letzte Mahnung" wurde aufgenommen. DJ Micky Santorro nahm dafür die Scratch-Fader in die Hand und zerkratzte dabei keine einzige Platte. Der Track "Flopjobs" vom "Brotlosen Demo" erschien darauf als fresher Remix. Ein Video dazu entstand spontan am Arbeitsplatz in einem regelrechten Rausch von Verkleidungswahn.
Hier und dort wurden immer mal wieder Live-Auftritte gespielt, unter anderem als Gast bei der Bonner Punk-Band "Uschis Haarmoden".

FUNKABUFF

Seit 2009 Kollaboration mit dem Kölner Beatbauer und Rapper Jung Fu. Es entstand die Crew "FUNKABUFF".
2010 haute FUNKABUFF eine 6 Tracks starke "Test-EP" kostenlos raus (Beats von DJ Micky Santorro, kostenloser Download hier unter "Musik"). 2 neuere Tracks vom FUNKABUFF "Brooklyn ist woanders" und "Keep it swingin" erschienen 2010 und 2011 auf den Samplern "Digitaler Hip Hop Vol. 3 und 4" vom "Digitalen Zimmer". Die Produktion an der LP begann.

2012

Die ganze Produktion am Instrumentalisten-Album schleppte sich immer noch dahin. "Der kleine Mann" zog die Reißleine, nahm einen Teil der Songs und produzierte die 17 Track starke LP "Freigeist". Mit neuen/eigenen Beatz. Das Album stellt in gewisser Weise sein "Masterpiece" dar und sollte eigentlich den Abschluss seiner sehr spaßigen aber am Ende eher mäßig erfolgreichen Solo-Karriere markieren.

Die Rap-Szene hatte sich komplett gewandelt und verzerrt. Der Geist der 90er war fast komplett verschwunden und "Der kleine Mann" sah sich nicht mehr wirklich als Teil dieser neuen Hip Hop-Generation aus "Gangster-Rappern" und "Pop-Rap-Idolen". Die kleinen familiären "Jams" wurden zu Konzerten, die Breakdancer gaben mittlerweile Kurse in Tanzstudios und die Graffiti-Künstler waren entweder Stars in Vernissagen oder hoch verschuldet wegen Sachbeschädigung.

"Der kleine Mann" nahm sich vor zusammen mit dem Kölner MC Jung Fu als FUNKABUFF den funky Flavour zurück in den Hip Hop zu bringen und sich mehr auf die Zusammenarbeit mit anderen Musikern zu konzentrieren.

2013-2017

Es liefen verschiedene Projekte. Viele kreative Sessions u. a. mit Mike Chatta als "Dub Flex Project". Seit 2009 ist der Patwa-Sänger immer wieder zu Gast beim kleinen Mann. Als "Dub Flex Project" gewannen Sie den Songcontest "Mit Sicherheit auf der Landstraße" der Deutschen Verkehrswacht mit dem Track "Pon de Road" (zu hören auf "Patina"), der dann in den legendären berliner "Hansastudios" aufgenommen und abgemischt wurde. Zusätzlicher Preisgewinn war der Vortrag des Songs vor den gespitzten Ohren des Präsidenten der deutschen Verkehrswacht und einigen Hüften schwingenden Rowdys auf dem jährlichen Stadtfest der schönen Stadt Passau.

Randnotiz:
Am meisten freute sich wohl die Deutsche Bahn: Die ICE-Tickets nach Passau und Berlin für je 2 Personen hin und zurück kosteten ein kleines Vermögen und könnten möglicherweise teurer gewesen sein als die Studiokosten.

2019

Die FUNKABUFF-LP ist endlich fertig!!! LP kommt schließlich von "Lange Produziert".
Das 13-Track starke Werk "RÜCKKUNFT" erschien direkt in 2 Versionen.

Die Remix-Version des Albums ist hier auf einer Soundcloud-Playlist verlinkt, das Original-Album gibt es auf Bandcamp für einen kleinen Spendentaler.

2021

"Der kleine Mann" veröffentlichte ein paar der Instrumentalisten-Produktionen in den letzten vorliegenden, ungemasterten Versionen als LP "Patina - Lost Compositions". Diese Songs sind zwischen 2004 - ca. 2011 entstanden. Zusätzlich sind einige Songs aus der Zusammenarbeit mit Mike Chatta als "Dubflex-Project" auf der LP zu hören. Ein Snippet des Albums, ein Link zur kompletten Playlist auf Soundcloud und der wie immer kostenlose Download ist hier unter "Musik" zu finden.

Was bringt die Zukunft?
Es sind aktuell (Stand 08.21) zwei neue Videos zu brandneuen Songs in Planung. Unter anderem wird es eine Fortsetzung von "Flopjobs" geben (der Verkleidungsrausch geht in die nächste Runde). Daraufhin wird voraussichtlich Mitte 2022 eine weitere LP mit neuem Sound folgen. Geplant ist eine sehr groovige Fusion aus treibenden Rap-Beats mit melodischer Unterstützung durch Live-Instrumente. Textlich wird die Devise sein: Weniger Worte - mehr Relevanz. Auch sehr interessante Feature-Gäste werden dabei sein. Der letzte Ton aus dem FUNKABUFF ist auch noch nicht verklungen.

Erwartet uns vor den Bühnen der Republik und bringt gute Laune mit!

Zitat:
"Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist."
(Rocky Balboa)